Marktkommentar von Mobeen Tahir, Associate Director, Research bei WisdomTree

 

Die Umweltpolitik der Europäischen Union (EU) wird immer ambitionierter, da die EU einen Plan zur Erfüllung ihrer Pflichten im Rahmen des Pariser Abkommens1 ausarbeitet. Als kurzfristiges Ziel möchte die Europäische Kommission die Treibhausgasemissionen gegenüber den Werten von 1990 bis 2030 um 55 Prozent senken. Bis 2050 möchte die EU CO2-neutral sein.

Das EU-Emissionshandelssystem (EU ETS) ist der weltweit größte Emissionshandelsmarkt und die Grundlage für die Politik der EU zur Abmilderung des Klimawandels und zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Das System soll die EU bei der Erreichung der CO2-Neutralität bis 2050 in der Region unterstützen. Im Rahmen des EU ETS gibt es eine Obergrenze, durch die die Menge an Treibhausgasen begrenzt wird, die von Unternehmen jährlich ausgestoßen werden darf. Jedes Jahr wird eine feste Anzahl von Emissionszertifikaten emittiert. Unternehmen müssen im Besitz ausreichender Zertifikate für ihre Emissionen sein und sicherstellen, dass die Obergrenze eingehalten wird. Steigende Preise bei den Emissionszertifikaten bedeuten, dass es für Unternehmen teurer wird, ihre CO2-Bilanz mit Zertifikaten zu decken. Dadurch wird ein Anreiz für Investitionen in Schadstoffminderungstechnologien geschaffen, was zu schnelleren Fortschritten führen könnte.

Im Juli 2021 erließ die Europäische Kommission ihr Gesetzespaket „Fit for 55“ zur Unterstützung ihres Engagements zur Reduzierung von Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent. Ein zentraler Punkt dieses Pakets ist die Verbesserung des EU ETS. Die rechtlichen Änderungen werden voraussichtlich Folgendes nach sich ziehen:

  • Erweiterung des Geltungsbereichs des europäischen Markts für Emissionszertifikate auf eine größere Anzahl von Branchen
  • Reduzierung des Angebots von Emissionszertifikaten
  • Erhöhung des Preises für Zertifikate und damit Unterstützung der Entscheidungsträger bei ihren Versprechen zur Dekarbonisierung und Netto-Emissionsneutralität bis 2050

Anleger, die in Emissionszertifikat-Futures investieren, können von diesen Trends profitieren und diese Handelsinstrumente mit zusätzlicher Liquidität versorgen. Im Jahr 2020 machte das EU ETS 88 Prozent am Gesamtwert aller Emissionszertifikat-Handelssysteme weltweit aus, wobei acht Milliarden Emissionszertifikate mit einem Marktwert von 201 Milliarden Euro2 den Besitzer wechselten. Der Handel von Futures für Emissionszertifikate der Europäischen Union (EUAs) zeichnet sich durch eine beispiellose Liquidität aus.

Der Vorteil einer höheren Liquidität liegt in einem besseren Preisfindungsprozess. Die gesellschaftlichen Kosten eines unterbewerteten Emissionszertifikat-Futures-Kontrakts sind eine Überproduktion von CO2. Deshalb handelt es sich bei der Vermeidung eines unterbewerteten Markts für Emissionszertifikate mit einem verbesserten Preisfindungsprozess um eine willkommene Entwicklung.

CO2 als aufkommende Anlageklasse stellt deshalb ein einzigartiges Anlageobjekt dar, da sein Angebot den Erwartungen zufolge bewusst verknappt wird, um Emissionen zu reduzieren. Anleger, die in die Anlageklasse investieren, engagieren sich nicht nur in den vielversprechenden Fundamentaldaten von CO2, sondern tragen auch zur Erreichung von Umweltzielen bei.

1 Das Pariser Abkommen ist ein rechtsverbindlicher internationaler Staatsvertrag zum Klimawandel. Sein Ziel ist die Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C (Grad Celsius), vorzugsweise auf 1,5 °C, gegenüber den Werten vor der Industrialisierung.

2 Quelle: Refinitiv Carbon Market Year in Review 2020, Januar 2021. Enthält Futures, schließt Optionen aber aus.

 

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