Marktkommentar von Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL

Auch 2024 spielt die Entwicklung der Zinsen für die Kapitalmärkte eine entscheidende Rolle. Vor allem auch, da deutlich sinkende Renditen im Segment der Staats- und Unternehmensanleihen und damit auch nachgebende Kreditkonditionen im vierten Quartal 2023 ein maßgeblicher Treiber der Jahresendrallye an den Aktienbörsen waren. Der Hintergrund ist einerseits, dass die verzinsliche Kapitalanlage im Wettbewerb mit Aktien und anderen Anlageklassen steht. Fallende Zinsen erhöhen daher die Attraktivität der Anlagealternativen.

Auch die Refinanzierungskosten werden in den kommenden Monaten ein zunehmend wichtiger Faktor sein. Steigen die Zinsen, verschlechtern sich die Gewinnaussichten, besonders von Unternehmen mit hohen Schulden. Der für viele Aktienindizes verhaltene Jahresstart – vor allem aus den eher zyklischen Segmenten der mittleren und kleineren Unternehmen – dürfte neben den schwachen globalen Konjunkturaussichten auch auf den Zinsfaktor zurückzuführen sein. Denn die Anleiherenditen sind sowohl in den USA als auch in der Eurozone im bisherigen Jahresverlauf leicht angestiegen. Entsprechend richtet sich der Fokus an den Börsen in dieser Woche auf die anstehenden Zinsentscheide der Bank of England und insbesondere der US-Notenbank Fed. Wir gehen zwar noch von keiner Zinssenkung aus, allerdings wird mit Spannung erwartet, ob es verbale Hinweise für im Frühjahr anstehende geldpolitische Lockerungen geben wird. Sollten sich die entsprechenden Erwartungen konkretisieren, dürften auch bei längeren Laufzeiten die Renditen wieder nachgaben, zumal mit weiter sinkenden Inflationsraten gerechnet werden kann. Dabei könnten schon die Schnellschätzungen der Januar-Preissteigerungsraten Deutschlands und der Eurozone den Zinssenkungstrend untermauern, sofern sie – anders als bis vor kurzem erwartet – sinken. Denn die inflationstreibende Erhöhung der CO2-Abgaben sowie die Wiederanhebung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie in Deutschland könnte durch die sinkenden Erzeuger- und Energiepreise überkompensiert worden sein.  Der am Ende dieser Woche anstehende US-Arbeitsmarktbericht könnte die Marktzinsen bewegen, vor allem im Falle schwächerer Arbeitsmarktdaten und damit eines nachlassenden Lohndrucks. Erste Anzeichen dafür waren in den jüngsten Einkaufsmanagerindizes – Umfragen unter Unternehmen – erkennbar. Ein mögliches Börsenszenario für die kommenden Tage bleibt daher das – nur auf den ersten Blick nicht nachvollziehbare – Erreichen neuer Aktienindex-Allzeithöchststände im Falle schwächerer Konjunkturdaten.

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